„Mein Großvater hätte mich erschossen“

Durch Zufall wird Jennifer Teege mit der Vergangenheit ihrer Familie konfrontiert, die ihr Selbstverständnis erschüttert: In einer Bibliothek stößt sie auf ein Buch über ihre Mutter und ihren Großvater, den berüchtigten Kommandanten Amon Göth des Konzentrationslagers Płaszów bei Krakau. Am Mittwoch, den 8. Februar, um 19 Uhr liest Jennifer Teege im Hörsaal JO 1 der WWU Münster aus ihrer Autobiografie „Amon“, in der sie diese Familiengeschichte aufgearbeitet hat.

Millionen Menschen kennen Göths Geschichte. In Steven Spielbergs Film „Schindlers Liste“ ist der brutale KZ-Kommandant Gegenspieler des Judenretters Oskar Schindler. Göth war verantwortlich für den Tod Tausender Menschen und wurde 1946 gehängt. Seine Lebensgefährtin Ruth Irene, Jennifer Teeges geliebte Großmutter, begeht 1983 Suizid.

Jennifer Teege ist die Tochter einer Deutschen und eines Nigerianers. Sie wurde bei Adoptiveltern groß und hat danach in Israel studiert. Jetzt ist sie mit einem Familiengeheimnis konfrontiert, das sie nicht mehr ruhen lässt. Wie kann sie ihren jüdischen Freunden noch unter die Augen treten? Und was soll sie ihren eigenen Kindern erzählen? Jennifer Teege beschäftigt sich intensiv mit der Vergangenheit. Schritt für Schritt wird aus dem Schock über die Abgründe der eigenen Familie die Geschichte einer Befreiung.

Die öffentliche Lesung wird von Dr. Oliver von Wrochem, Leiter der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen und Direktor der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, moderiert. Sie ist eine Gemeinschaftsveranstaltung der Villa ten Hompel und der Landeszentrale für politische Bildung NRW.

Buchcover „Amon“ (© Rowohlt-Verlag)